Hyperhidrose
Hyperhidrose und die Behandlungsmöglichkeiten
Schwitzen ist eine lebensnotwendige Funktion des menschlichen Körpers. Der Körper produziert bei Anstrengung und hoher Umgebungstemperatur Schweiß zum Schutz vor einer Überhitzung. Die Schweißmenge kann mehrere Liter am Tag ausmachen. Übermäßiges Schwitzen kann jedoch auch krankhaft werden. Beim krankhaften Schwitzen, der Hyperhidrose, spielt nicht die Schweißmenge eine Rolle. Die Erkrankung wird über die Fehlfunktion des Schwitzens definiert. Die Hyperhidrose kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen, da sie für die Betroffenen oft mit erheblichen sozialen Einschränkungen verbunden ist. Die Hautspezialisten Berlin nehmen sich Ihrem Problem an und können die am besten geeignete Therapie auswählen.

Schwitzen als natürliche Funktion: Haut und Schweißdrüsen
Der Mensch verfügt über ekkrine und apokrine Schweißdrüsen. Bei der Hyperhidrose spielen nur die ekkrinen Schweißdrüsen eine Rolle. Die apokrinen Schweißdrüsen sondern Duftstoffe ab und werden daher auch als Duftdrüsen bezeichnet. Sie sind für die Thermoregulation des Körpers nicht erforderlich und befinden sich nur in bestimmten Körperregionen wie Achselhöhlen, Genital- und Analregion sowie Brustwarzen.
Nur die ekkrinen Schweißdrüsen sind für die Regulation des Wärmehaushalts des Menschen verantwortlich. Der Mensch verfügt über zwei bis drei Millionen von diesen Schweißdrüsen. In einer höheren Dichte befinden sich die ekkrinen Schweißdrüsen in Achselhöhlen, Handflächen, Fußsohlen und Stirn. Bei Patienten mit Hyperhidrose unterscheiden sich die Schweißdrüsen in ihrer Dichte und Struktur nicht von den Schweißdrüsen der gesunden Menschen. Die vermehrte Schweißbildung wird durch eine Überstimulation verursacht. Der sympathische Anteil des vegetativen Nervensystems stimuliert die Schweißdrüsen.
Die in der Haut befindlichen Schweißdrüsen sind mit den Nervenendigungen des vegetativen Nervensystems verbunden. Vom vegetativen Nervensystem werden zahlreiche Körperfunktionen gesteuert, die vom Menschen nicht beeinflussbar sind, beispielsweise:
- Herzschlag
- Durchblutung
- Verdauung
- Wärmehaushalt des Körpers.
Eine unerwünschte starke Schweißbildung kann bei körperlicher Anstrengung, Anspannung, Stress, nach dem Essen oder nach dem Genuss heißer Getränke wie Kaffee eintreten. Eine verstärkte, störend wirkende Schweißbildung tritt vor allem bei jungen Menschen häufig auf, da sie bereits eine hohe Ruheaktivität haben. Die Schweißbildung tritt vermehrt dort auf, wo sich die meisten Schweißdrüsen in der Haut befinden: in den Achselhöhlen, an den Handtellern und den Fußsohlen.
Ursachen der Hyperhidrose
Bei der Hyperhidrose wird zwischen der primären und der sekundären Hyperhidrose unterschieden. Die Ursachen für dieses krankhafte Schwitzen unterscheiden sich, abhängig davon, ob das übermäßige Schwitzen primär oder sekundär ist.
Die Hyperhidrose ist ein komplexes System mit multifaktoriellen somatischen und auch psychischen Ursachen. Sie kann generalisiert an der Gesamtheit der Hautschichten (Integument) oder lokalisiert auftreten. Daher ist die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose sehr wichtig.
Primäre (idiopathische) Hyperhidrose
Bei einer primären krankhaften Schweißbildung liegen keine internistischen Erkrankungen oder externen Ursachen vor. Typischerweise tritt sie fokal, symmetrisch oder in umschriebenen Körperarealen auf. Sie kann ein Areal oder mehrere Areale betreffen. In der Regel sind es Achseln, Handflächen oder Fußsohlen. Zumeist beginnen die Symptome schon im Kindes- oder Jugendalter (in der Regel vor dem 25. Lebensjahr). Das Schwitzen der Hände tritt meistens schon vor der Pubertät auf.
Die Beschwerden zeigen sich mehr als einmal wöchentlich. Sie sind unvorhersehbar und temperaturunabhängig. Die Patienten schwitzen nicht vermehrt im Schlaf.
Oft liegt eine positive Familienanamnese vor. Die pathologische Schweißproduktion hält ohne kurative Therapie ein Leben lang an. Eine Spontanremission wurde bei diesem krankhaften Schwitzen bislang nicht beschrieben. Die Hautspezialisten Berlin nehmen eine umfassende Untersuchung vor und entscheiden über die geeignete Behandlung.
Sekundäre Hyperhidrose
Tritt das krankhafte Schwitzen sekundär auf, liegt eine Grunderkrankung vor. Die Hyperhidrose ist eine Begleiterscheinung verschiedener Grunderkrankungen wie:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Endokrine Erkrankungen, beispielsweise Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Hormonstörungen (in den Wechseljahren)
- Infektionskrankheiten
- Stoffwechselerkrankungen
- Systemkrankheiten
- Maligne (bösartige) Erkrankungen
- Neurologische Störungen
Auch die Einnahme verschiedener Medikamente oder eine Intoxikation (Vergiftung) können krankhafte Schweißbildung hervorrufen.
Formen der Hyperhidrose
Bei der Hyperhidrose werden grundsätzlich zwei Formen unterschieden:
- Lokalisierte (fokale) Form: axillaris (in den Achselhöhlen), mannum (an den Handflächen), pedum (an den Fußsohlen)
- Generalisierte Form
Bei der fokalen Form tritt das übermäßige Schwitzen an begrenzten Hautarealen wie Achseln, Fußsohlen oder Händen auf. Dagegen tritt die generalisierte Form großflächig auf, beispielsweise im Gesicht, auf der Brust oder im Nackenbereich.

Schweregrade der lokalisierten Hyperhidrose
Abhängig vom Ausmaß der Schweißbildung lässt sich das lokalisiert auftretende krankhafte Schwitzen in drei Schweregrade einteilen:
Grad I: leichte Hyperhidrose
- Haut an den Achseln ist verstärkt feucht
- an Handflächen und Fußsohlen tritt Feuchtigkeit deutlich vermehrt auf
- auf der Kleidung zeigen sich Schweißflecken mit einem Durchmesser von 5 bis 10 Zentimetern
Grad II: mäßig starke Hyperhidrose
- Bildung von Schweißperlen an Achseln
- Bildung von Schweißperlen an Handflächen und Fußsohlen
- Schwitzen ist auf Handflächen und Fußsohlen begrenzt
- auf der Kleidung treten Schweißflecken mit einem Durchmesser von 10 bis 20 Zentimetern auf
Grad III: starke Hyperhidrose
- Schweiß tropft von den Achseln ab
- Schweiß tropft von Handflächen und Fußsohlen ab
- Schweißperlen zeigen sich auch an den Streckseiten von Fingern und Zehen sowie an den seitlichen Rändern von Händen und Füßen
- Schweißflecken auf der Kleidung haben einen Durchmesser von mehr als 20 Zentimetern
Was kann dagegen getan werden? Die Behandlungsmöglichkeiten
Leiden Sie unter verstärktem, krankhaftem Schwitzen, sollten Sie sich den Hautspezialisten Berlin anvertrauen. Sie beraten Sie über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Zur Behandlung der primären Hyperhidrose steht eine ganze Reihe von Verfahren zur Auswahl:
- topische Therapie
- Injektionstherapie mit Botulinumtoxin A
- Leitungswasser-Iontophorese, eignet sich vor allem zur Behandlung von Händen und Füßen
- Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellen oder Ultraschall.
Neben diesen nichtoperativen Verfahren wird auch die operative Intervention gegen das übermäßige Schwitzen angewendet. Die Behandlung kann auch mit systemischen Therapeutika erfolgen. Die geeigneten Behandlungsmaßnahmen sollten individuell auf die Lokalisation, die vorangegangenen Behandlungen und die Wünsche des Patienten abgestimmt werden.
Allgemeine und hygienische Maßnahmen – was Sie selbst tun können
Mit verschiedenen allgemeinen und hygienischen Maßnahmen können Sie dem verstärkten Schwitzen entgegenwirken:
- Verzicht auf Triggerfaktoren für das vermehrte Schwitzen wie Alkohol, Rauchen, Kaffee oder Tee, scharfe Gewürze, heiße Speisen oder Getränke
- Häufiger Wäschewechsel
- Tragen von atmungsaktiver, luftiger Kleidung aus Naturfasern wie Leinen, Baumwolle, Viskose oder luftdurchlässigen Sporttextilien (keine Kleidung aus schweißhemmenden Kunstfasern)
- Tragen von Schuhen aus Leder oder Textilmaterial, im Sommer Sandalen, keine Gummi-, Kunststoff- oder Holzsohlen
- Täglicher Wechsel der Strümpfe, kochbare Socken aus Baumwolle
- Mehrmaliges Waschen oder Duschen am Tag mit Syndet oder Deoseife, um eine Mazeration oder Infektion der Haut zu vermeiden
- Puder zum Aufsaugen des Schweißes
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht, maßvolle Kalorienzufuhr
- Autogenes Training, Stressvermeidung bei den emotionalen Komponenten
Therapeutische Maßnahmen
Bei den therapeutischen Maßnahmen wird zwischen der konservativen und der chirurgischen Therapie unterschieden. Mit konservativen Methoden werden die Schweißdrüsen reversibel gehemmt, während operative Methoden eine irreversible Reduktion der Schweißdrüsen anstreben. Das Vorgehen erfolgt zumeist stufenweise.
Konservative Therapie
Ist die Schweißbildung nicht zu stark, können Hausmittel wie Salbeitee, Deos mit Aluminiumchlorid oder Bäder mit Strom, die sogenannte Leitungswasser-Iontophorese, gut helfen. Ist die Ausprägung stärker, können Tabletten, sogenannte Anticholinergika, über Nacht angewendet werden. Eine Behandlung mit Botulinumtoxin A blockiert gezielt die Übertragung der Nervenimpulse zur Schweißdrüse.
Topische Therapie mit Aluminiumsalzen
Spezielle Aluminiumsalze werden gezielt dort aufgetragen, wo die Schweißproduktion am stärksten ist. Sie dringen in die Schweißkanäle ein und verstopfen sie, da sie sich mit dem dort vorhandenen Keratin verbinden.
Leitungswasser-Iontophorese
In einem Wasserbad fließt ein flacher Gleitstrom über Füße und Hände in den Körper. Diese Methode eignet sich, wenn die Hyperhidrose an Händen und Füßen auftritt.
Injektionstherapie mit Botulinumtoxin A
Die Injektionstherapie mit Botulinumtoxin A (Botox) ist eine sehr wirksame und sichere Methode zur Behandlung der Hyperhidrose. Sie wird in der Praxis der Hautspezialisten Berlin erfolgreich ausgeführt. Sie eignet sich zur Behandlung von Achseln, Händen und Füßen.
Systemische Therapie mit Anticholinergika oder Psychopharmaka
Die systemische Therapie geht davon aus, dass die Hyperhidrose nicht nur durch körperliche Faktoren verursacht wird. Anticholinergika enthalten Methantheliniumbromid und Bornaprin. Da auch psychische Faktoren in Frage kommen, wird die Behandlung mit Psychopharmaka ergänzt.
Psychotherapeutische Maßnahmen
Da Hyperhidrose auch psychisch bedingt sein kann, eignen sich psychotherapeutische Maßnahmen wie eine Verhaltenstherapie zum Stressabbau oder autogenes Training.
Operative Therapie
In sehr schweren Fällen der Hyperhidrose können die Schweißdrüsen im betroffenen Gebiet dauerhaft mit verschiedenen operativen Eingriffen entfernt werden.
Fazit
In allen Fällen der Hyperhidrose ist eine umfassende Untersuchung sinnvoll, um den individuellen Auslöser der Erkrankung zu ermitteln. Nur auf diese Weise kann die Behandlung gefunden werden, die im individuellen Fall den größten Erfolg verspricht.
Die am besten untersuchte Therapie der fokalen Hyperhidrose ist Injektion von Botulinumtoxin A. Pro Jahr sind zumeist ein bis zwei Injektionsbehandlungen für eine weitreichende bis vollständige Beschwerdefreiheit erforderlich. Die Häufigkeit der Therapie hängt vom Schweregrad der Hyperhidrose, der verabreichten Dosis und dem Leidensdruck des Patienten ab.